Adlerwerke Frankfurt: Heck als Fabrikarbeiter
Ursprünglich hatte Georg Heck zwischen 1911 und 1914 eine Lehre als Kunstschmied absolviert. Im Gespräch mit Friedhelm Mennekes schilderte er, dass sein Meister, mit seiner Arbeit sehr zufrieden, ihn gern behalten wollte, sich dies aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Lage in der Vorkriegszeit aber nicht leisten konnte. Daher trat Heck, auch um seine Pflegeeltern finanziell zu entlasten, eine Stelle bei den Frankfurter Adlerwerken an. Deren Produktion stand zu dieser Zeit ganz im Zeichen des aufziehenden Ersten Weltkrieges, sodass auch Heck vornehmlich Aufgaben hatte, die der Fertigung von Kriegswaffen dienten (wie etwa die Kontrolle von Zündern für Granaten).
Begonnen hatte das Unternehmen 1880 als Heinrich Kleyer GmbH. Es stellte verschiedene Fahrzeuge sowie ab 1898 auch Schreib- und später andere Büromaschinen her. Besonders bekannt wurde es für seine Motoren und Personenkraftwagen – laut Firmenchronik stammte rund ein Fünftel der 1914 in Deutschland zugelassenen Automobile aus der Produktion von Adler. Das charakteristische Gebäude aus den 1910er-Jahren, an der Frankfurter Kleyerstraße gelegen, ist heute ein bedeutendes Industriedenkmal.
1916 folgte Georg Heck einem dort beschäftigten Meister in eine Fabrik nach Rödelheim, wo er recht gut verdiente und selbst Führungsverantwortung übernahm. Im selben Jahr wurde er jedoch – nach, wie er schilderte, nur einem Tag unentschuldigten Fehlens – zum Kriegsdienst einberufen und sollte erst 1920 aus französischer Kriegsgefangenschaft nach Frankfurt zurückkehren.
Wieder in der Heimat, wandte er sich direkt an die Adlerwerke und konnte dort aufgrund einer Arbeitsplatzgarantie erneut anfangen. Für das Unternehmen waren die frühen 1920er-Jahre eine Zeit des starken Wachstums: Rund 10.000 Beschäftigte standen in seinem Dienst und verteilten sich über Zweigniederlassungen an zehn weiteren Standorten, darunter Berlin.
Heck verbrachte letztlich nur rund zwei Jahre als Fabrikarbeiter – dies allerdings mit weitreichenden Folgen. Denn während dieser Zeit, 1921, kam es zu einem Arbeitsunfall: Ein Stahlsplitter traf das rechte Auge. Er konnte zwar herausoperiert werden, führte aber letztlich zur einseitigen Erblindung Hecks. Dieser ließ sich davon jedoch nicht beirren und beschloss: „Ich soll die Stunden fürs Leben zum Leben nehmen.“ Ausschlaggebend für seinen Weggang von den Adlerwerken scheint daher nicht dieses Ereignis, sondern vielmehr das Bedürfnis nach der Hinwendung zur Kunst gewesen zu sein.
Finanziell wirkte es sich nachteilig aus, dass Heck die recht sichere Stellung in der Fabrik gegen ein Dasein als bildender Künstler tauschte. Neben der Unterstützung durch Freunde und Weggefährten erhielt er aber zumindest eine kleine Unfallrente von seinem ehemaligen Arbeitgeber.
Später, durch die Zeit des Nationalsozialismus, gelangten die Adlerwerke insbesondere durch die große Zahl an dort eingesetzten Zwangsarbeitern und als Standort des KZ Frankfurt (sogenanntes KZ Katzbach) negativ konnotiert in das öffentliche Bewusstsein.