„Entartete Kunst“

Georg Heck: Die Holzfäller, 1936, Holzschnitt, Städel Museum, Frankfurt am Main, Inv. Nr. 66336. Ein anderer Abzug des Holzschnitts wurde 1937 aus der Sammlung der Städtischen Galerie, Frankfurt am Main, konfisziert (Inv. Nr. SG 2147).
Durch die rücksichtslose Ausgeschlossenheit in der öffentlichen Betätigung künstlerischen Schaffens sind mir bis in die heutige Zeit hinein hinreichende Schwierigkeiten geblieben, denn es dauert Jahre, den Anschluss an die öffentliche künstlerische Tätigkeit zu erhalten und somit auch die materiellen Erfolge.
Georg Heck in seinem 1950 gestellten Wiedergutmachungsantrag
„Entartet“ – mit dieser bewusst abwertenden Bezeichnung belegte die nationalsozialistische Propaganda die moderne Kunst und alle Künstler*innen, die dem von rassistischem und antisemitischem Gedankengut bestimmten Menschen- und Weltbild der Nationalsozialisten nicht entsprachen. Auch die Werke von Georg Heck fielen unter dieses Verdikt, ebenso wie die seines Lehrers Max Beckmann und seiner Kommiliton*innen aus der Beckmann-Klasse.
Bereits 1933 waren in Frankfurt auf dem Römerberg in einer von der Studentenschaft initiierten Kampagne Bücher, aber nach Berichten einiger Beteiligter wohl auch Arbeiten von Städelschülern (so auch von Heck) verbrannt worden. Einen Höhepunkt erreichte die Aktion „Entartete Kunst“, als im Sommer 1937 eine Kommission unter Leitung des Kunstmalers Adolf Ziegler durch die deutschen Museen zog, um diese von der vermeintlichen „Verfallskunst“ zu säubern. Konkreter Anlass war die Zusammenstellung von Exponaten für die Feme-Ausstellung „Entartete Kunst“, die im Juli 1937 in München ihre Tore öffnen und anschließend durch das Deutsche Reich touren sollte. Zwei Jahre später kam die Ausstellung auch nach Frankfurt, wo sie vom 30. Juni bis zum 30. Juli 1939 in der Bockenheimer Landstraße 8 gezeigt wurde.
Dieser erste Raubzug war aber erst der Anfang: Es folgte eine systematische Durchkämmung der deutschen Museen nach Werken der Moderne sowie abgelehnter (meist jüdischer) Künstler. Im März 1938 kam die Aktion zum Ende, mit dem Ergebnis von insgesamt über 20.000 konfiszierten Kunstwerken – darunter um die 5.000 Gemälde und Skulpturen, unter anderem von Franz Marc, Max Liebermann und Vincent van Gogh. Im Anschluss ging das Regime zur „Verwertung“ der laut Beschluss vom 31. Mai 1938 offiziell enteigneten Kunstwerke über, sprich zum Verkauf zum Zweck der Devisenbeschaffung beziehungsweise zur Vernichtung nicht verkäuflicher Werke, von denen eine unbestimmte Zahl im März 1939 im Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt wurde.
Von Georg Heck, der sich 1933 noch am Beginn seiner künstlerischen Laufbahn befunden hatte, waren im Jahr 1937 nur eine Handvoll Bilder in musealem Besitz, alle in der Städtischen Galerie in Frankfurt am Main. Am 25. August 1937 beschlagnahmte die Reichskammer der bildenden Künste dort drei Holzschnitte sowie zwei Federzeichnungen des Künstlers. Außerdem wurden drei Ölbilder Hecks aus dem Besitz der Städtischen Galerie konfisziert. Von den Werken verliert sich die Spur. Es ist davon auszugehen, dass sie vernichtet wurden.