Ernst Holzinger

Georg Heck: Grußkarte Familie Holzinger, 1961, Holzschnitt, Kulturkreis Georg Heck e. V.
*5. Juli 1901 in Ulm
†8. September 1972 in Zahun/Berner Oberland
Ernst Holzinger war von 1938 bis 1972 Direktor des Städelschen Kunstinstituts und seit 1949 auch Leiter der Städtischen Galerie in Frankfurt am Main. Er unterstützte Georg Heck bei seinem Wiedergutmachungsverfahren und beauftragte ihn immer wieder mit Weihnachtskarten. Außerdem wurde unter seiner Ägide eine Reihe von Zeichnungen und Aquarellen Hecks als Ersatz für dessen während der NS-Zeit vernichtete Arbeiten aus Museumsbesitz für die Städtische Galerie angekauft.
Holzinger hatte 1927 bei Heinrich Wölfflin über Dürer promoviert und anschließend eine zielstrebige Museumskarriere absolviert: von der Assistentenstelle am Wallraf-Richartz-Museum in Köln über die Position eines Kustos in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München bis hin zum Direktorenposten am Frankfurter Städel. Dort löste er 1938 den langjährigen Leiter Georg Swarzenski ab. Letzterer musste bereits 1933 seinen Posten als Generaldirektor der städtischen Museen wegen seiner jüdischen Herkunft abgeben sowie, vier Jahre später, seinen Direktorenposten in der privaten Städelschen Stiftung. Dabei hatte Swarzenski selbst sich noch für Holzinger als seinen Nachfolger eingesetzt, um einen regimekonformen Parteimann an der Spitze des Städel zu vermeiden.
Aber auch Holzinger war in der Folge als Museumsmann in einer öffentlichen Position am NS-Kunstraub beteiligt: Zwischen 1941 und 1943 war er in 55 Fällen als „Sachverständiger zur Sicherung und Verwertung von Kulturgut aus jüdischem Besitz für die Zwecke des Reiches“ tätig, das heißt, er ging in Wohnungen deportierter Juden, um dort deren Kunstbesitz auf seinen Wert zu prüfen und eventuell für einen Ankauf zu empfehlen. Zudem war er in den besetzten Gebieten in ähnlicher Mission unterwegs. Die Absicht einer persönlichen Bereicherung kann ihm trotz dieser Verquickung in die NS-Machenschaften kaum unterstellt werden.