Gemeinsame Interessen: der Frankfurter Kreis

Georg Heck: Stilleben, Kulturkreis Georg Heck e. V., in:
Katalog der Ausstellung Frankfurter Kreis e. V. – Maler und Bildhauer in Frankfurt a. M., 1977
Mitte der 1970er-Jahre entwickelten elf seit Langem bekannte, teils befreundete Künstler*innen – darunter mehrere Beckmann-Schüler*innen – die Idee zur Bildung einer neuen Künstlergruppe. Die gemeinsame Vergangenheit und der Bezug zur Heimatstadt sollten ihren Niederschlag im Namen Frankfurter Kreis finden.
Äußerer Anlass, so schildert es ein Begleittext zur ersten Ausstellung, war zunächst die Möglichkeit, leer stehende Räume im Technischen Rathaus (ehemalige Galerie Huber) zu nutzen. Daraus entstand schnell der Wunsch, es nicht bei einer einmaligen Angelegenheit zu belassen: Vielmehr wollte man auch zukünftig zusammen ausstellen. Nicht zuletzt sollte dies die Möglichkeiten des Einzelnen mehren, in einer Zeit, die „infolge interner Auseinandersetzungen verschiedener Gruppen recht schwierig“ war.
Bereits bei der ersten Zusammenkunft im Oktober 1976 einigte man sich neben der Namensgebung auf weitere grundlegende Dinge: Zum einen sollte der Schwerpunkt auf Qualität gelegt werden, zum anderen sollte jeder Teilnehmer die eigene künstlerische Identität wahren können. Die Künstler*innen des Frankfurter Kreises vertraten „kein Programm noch irgendeine künstlerische oder gar politische Tendenz“. Oder, mit den etwas überspitzten Worten von Hermann zur Strassen: „Uns verbindet nichts – das ist das einzige, was uns verbindet.“
Neben zur Strassen beteiligten sich zwei weitere Bildhauer, Hans Bernt Gebhardt und Willi Schmidt, sowie acht Maler*innen an der Initiative: Karl Degener, Ursula Dittmann, Maria Houben, Gerta Kleist, Ruth Putensen, Susanne Schönberger, Thomas Zach und – schon fast 80-jährig – Georg Heck. Unterstützung erhielten sie unter anderem von Zachs Ehefrau Brunhilde sowie von Inge Hergenhahn-Dinand, die die Kundenkartei ihrer ehemaligen Galerie zur Verfügung stellte und sich organisatorisch beteiligte. Darüber hinaus nahmen immer wieder andere Künstler, etwa Arthur Fauser und Albert Hahn, als Gäste an den Ausstellungen teil.
Die erste Ausstellung fand im November und Dezember 1976 statt und war dezidiert „keine Weihnachtsausstellung“. Vielmehr sollte sie einen repräsentativen „Einblick in das Schaffen jedes einzelnen“ bieten – auch Heck nahm teil.
Die zu einigen Ausstellungen erschienenen Kataloge geben Aufschluss über die Beteiligung Hecks. So zeigte er etwa 1977 im Refektorium des Karmeliterklosters insgesamt sechs Arbeiten, darunter ein Stilleben, das der Preisliste zufolge für 2.000 Mark mit Rahmen angeboten wurde (heute im Bestand des Kulturkreis Georg Heck e. V.). Am selben Ort veranstaltete der Frankfurter Kreis im März 1986, vier Jahre nach Hecks Tod, seine Jubiläumsausstellung zum 10-jährigen Bestehen.
Im Jahr 1990 schließlich verabschiedeten sich die noch verbliebenen sieben Gründungsmitglieder mit einer letzten Ausstellung vom Frankfurter Publikum.
In Auseinandersetzung mit der Zeit, in Abwehr oder in Hinwendung zur Tradition haben wir unsere Spielarten der schöpferischen Arbeit gebracht. Wir denken, wir haben zum Frankfurter Kulturleben unseren Teil beigetragen.
Ursula Dittmann, Vorwort zum Katalog der letzten Ausstellung des Frankfurter Kreises 1990