Fritz (Friedrich Karl Adolf) Wichert

Lino Salini: Fritz Wichert, vor 1925, in: Reinhold Brückl (Hg.): Lino Salinis Frankfurter Bilderbogen. 118 Karikaturen, Porträts, Skizzen, Frankfurt a. M. 1978
*22. August 1878 in (Mainz-)Kastel
†24. Januar 1951 in Kampen/Sylt
Fritz Wichert absolvierte von 1899 bis 1907 ein Studium der Philosophie und Kunstgeschichte in Freiburg, Basel und Berlin, unter anderem bei Heinrich Wölfflin, und schloss es in Freiburg mit der Promotion ab.
Von 1907 bis 1909 arbeitete Wichert als wissenschaftlicher Assistent von Georg Swarzenski am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt. Parallel schrieb er in dieser Zeit für das Feuilleton der Frankfurter Zeitung, mit deren Mitherausgeber Heinrich Simon er seit dem Studium befreundet war.
Im Anschluss ging er nach Mannheim, wo er Gründungsdirektor der Kunsthalle war und diese bis 1922 leitete. Auf Initiative des Frankfurter Oberbürgermeisters Ludwig Landmann kehrte er dann an den Main zurück und wurde mit der Reorganisation der Städelschule betraut. Ein wichtiges Anliegen war es ihm dabei, renommierte und fortschrittliche Lehrkräfte für die dortigen Studenten zu gewinnen, darunter Richard Scheibe, Willi Baumeister und Max Beckmann.
Um Beckmanns Klasse mit Schülern zu beschicken, die ihm talentiert erschienen, wählte Wichert selbst einige Künstler aus, darunter auch Georg Heck. Sein Vorgehen wurde dabei, so geht es aus den Quellen hervor, von Kollegen wie Karl Franz Delavilla und Johann Vincenz Cissarz oft als recht forsch eingeschätzt.
Wichert gab zudem ab 1928 gemeinsam mit Stadtbaurat Ernst May die zwei Jahre zuvor gegründete programmatische Monatsschrift Das Neue Frankfurt heraus. In der Ausgabe vom Mai 1929 illustrierte er einen Artikel zur „neuen“ Städelschule, der auch die Malereiklasse Beckmanns nennt, mit Abbildungen zweier Werke von Heck – einem Selbstbildnis und einem Stilleben mit Maske. Beide Gemälde geben Zeugnis vom gestalterischen Einfluss des Lehrers auf Heck. Für einen Aufsatz in der Zeitschrift Die Form aus demselben Jahr, in dem Wichert die Reformpläne bezüglich der Städelschule darlegte, wählte er wiederum eine Arbeit von Heck als herausragendes Beispiel für die Beckmann-Klasse, diesmal eine winterliche Landschaft. Weiterhin unterstützte Wichert Heck, indem er ihn ganz konkret für Ausstellungen empfahl, so etwa für diejenigen des Deutschen Künstlerbundes.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Wichert im März 1933 seines Amtes an der Städelschule sowie aller weiteren Ämter in Frankfurt enthoben. Er zog sich daraufhin auf die Insel Sylt zurück.