Kindheit und Jugend: Georg Heck, ein Fremdling unter Fremden
Georg oder, auf Hessisch, „Schorsch“ Heck wurde am 24. Mai 1897 in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater war kaufmännischer Angestellter bei der Elektrizitätsgesellschaft. Der kleine Georg lebte zunächst mit seinen Eltern in Frankfurt-Sachsenhausen in der Paradiesgasse 23. Als er vier Jahre alt war, starb sein Vater. Wenig später heiratete seine Mutter erneut, sodass er als kleiner Junge plötzlich in einer großen Familie mit drei Halbgeschwistern lebte. Nach dem Besuch der Volksschule trat er im Alter von 14 Jahren eine Lehre als Kunstschmied in der Werkstatt von Hans Müller, Mörfelder Landstraße 72, in Frankfurt-Sachsenhausen an.
Kurz danach starb seine Mutter. Es heißt, sein Stiefvater habe ihn daraufhin ins Waisenhaus gebracht. Anschließend scheint er kurzzeitig bei einer Pflegefamilie untergekommen zu sein. „Stachelig wie eine Distel“ sei er damals gewesen, so berichtete er selbst später – was man sich sehr gut vorstellen kann, wenn man die Schicksalsschläge bedenkt, die Georg Heck als Kind und Jugendlicher erleiden musste.
Wohl um niemanden zu belasten, beendete er im Oktober 1914 seine Lehre und nahm eine Stelle als Fabrikarbeiter bei den Frankfurter Adlerwerken an, deren Produktion damals bereits im Zeichen des Ersten Weltkrieges stand. 1916, mit kaum 19 Jahren, wurde auch der junge Georg Heck eingezogen und erlebte die Schrecken des Stellungskrieges an der Westfront.
Damals als ich noch ein Kind war ein unbändiger Junge gegen alles was mir entgegen kam, war der schönste Traum meiner Kinderseele erloschen […]. Ein Fremdling unter fremden nicht verstehenden […] Menschen. Erziehung zu den angelernten Gesetzen und Schulmeistereien war ich stachelig gleich einer Distel. Ich wollte mir das Freie und Unbekümmertsein meiner Kinderseele erhalten. Mich freuen und ergötzen an der Blume, ihren Duft in meinen kindlichen Körper einziehen und jubilieren wie die Vögel unter dem Himmel. […] Ich war ein Kind und wollte nicht daß was mein Herz und meine Seele verkümmern könnte. Der Schatten eines Waisen liegt vor meinen Augen.
Georg Heck, 1943 [?], über seine Kindheit und Jugend