Georg Heck im Kollegenkreis: Gruppe Junge Kunst

Plakat Gruppe Junge Kunst. Holzschnitte von Georg Heck, 1947, Privatbesitz
Heck dürfte zu den stärksten künstlerischen Persönlichkeiten Frankfurts gehören, und wer bisher nichts von ihm wußte, freut sich über den kräftigen Zug, der mit seinem Erscheinen in das bisher noch recht unklare Bild des Kunstlebens der Stadt kommt.
Dr. H. [Dr. Günther Herzberg?], Georg Heck –
ein Graphiker von Rang, unbezeichneter
Zeitungsartikel [1947], Privatbesitz
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges sahen viele bildende Künstler*innen die Notwendigkeit, sich neu auszurichten und zu organisieren. So entstanden bereits ab 1945 (wieder) zahlreiche, mehr oder weniger mitgliederstarke Künstlergruppen mit dem Ziel, die durch den Krieg erlittene Zäsur im künstlerischen Schaffen so weit wie möglich auszugleichen.
Ein Beispiel für eine solche Initiative ist die Gruppe Junge Kunst, gegründet 1946. Treibende Kraft hierbei war der Maler Friedrich (Fritz) Simon, der – wie aus Schriftverkehr mit der amerikanischen Militärregierung in Hessen hervorgeht – bereits im Frühjahr 1945 mit ersten „Vorarbeiten“ für die Bildung der Gewerkschaft Freie Berufe begann. Diese war, wie hier detailliert aufgeschlüsselt wurde, in mehrere Fachgruppen unterteilt, jene in Sektionen – darunter auch die für „Maler, Bildhauer, Graphiker“. Hier wiederum war die Gruppe Junge Kunst eingegliedert. Neben Ausstellungsorganisation war die Nachwuchsförderung deren zentrales Anliegen: „Talentierte junge Menschen“ sollten in künstlerischen Disziplinen wie dem Aktzeichnen oder graphischen Techniken unterrichtet werden. Dabei handelte es sich jedoch wohl nicht um eine hierarchisch strukturierte Vereinigung mit festen Mitgliedern, sondern vielmehr um gleichgesinnte Künstler*innen, die sich mit gemeinsamen Zielen zusammenfanden.
Erste Ausstellungen der Gruppe Junge Kunst fanden – so schilderte es der mitwirkende Maler Georg Dickenberger – im „Anbau einer Bank“ in der Frankfurter Marienstraße 10 statt. Die Resonanz auf die gezeigten Werke war in der Regel gut; es gab einige Interessierte, und über die Jahre fanden sich sogar regelmäßige Käufer – darunter etwa ein „belgischer Kunsthändler, van Es mit Namen“.
Georg Heck pflegte, nicht zuletzt durch sein Studium an Kunstgewerbe- und Städelschule, zum Teil enge Kontakte zu verschiedenen Künstlerkollegen, darunter auch Simon. Wie aus dessen Brief an Heck vom Oktober 1946 hervorgeht, wollte er den Kollegen gern für die Gruppe Junge Kunst gewinnen – galt dieser doch, so erinnerte sich wiederum Dickenberger, als „eine Art ‚Großmeister‘“ der Frankfurter Nachkriegskunst.
Dabei schien es etwas Überredungskunst durch Simon bedurft zu haben, Heck zum Mitwirken an den Gruppenaktivitäten zu bewegen. Gesichert ist, dass er zumindest eine Ausstellung unter der Ägide der Gruppe bespielte: Im Februar und März 1947 präsentierte sie unter dem Titel Holzschnitte von Georg Heck über 50 Arbeiten des Künstlers aus den 1930er- und 1940er-Jahren in der Marienstraße. Die Resonanz bei Presse und Publikum war sehr positiv; es kam sogar zu konkretem Kaufinteresse. So schrieb etwa Alfred Wolters, Direktor der Städtischen Galerie, an Heck mit der Frage, ob er einige Arbeiten „für die Galerie […] erwerben“ könne.
Bereits 1948, im Zuge der Währungsreform, verlor die Gruppe Junge Kunst jedoch ihr Ausstellungslokal an eine andere Institution. Dies, zusammen mit der eher lockeren Struktur, hatte ihre Auflösung zur Folge – nicht aber den Kontaktabbruch der einzelnen Künstler*innen zueinander. So gründeten kurz darauf einige davon, etwa Arthur Fauser und Georg Dickenberger, den Verein Der Werkhof – eine Initiative zur Künstlerselbsthilfe, die bis 1953 bestand. Im Zuge verlegerischer Tätigkeit sollte zudem Druckgraphik zu erschwinglichen Preisen angeboten werden. Von Heck wurden gleich mehrere Mappenwerke publiziert, darunter Ein Leben, Sechs Landschaften und die Liebessonate. 1949 richteten die Mitglieder ein Künstlerhaus mit Ateliers, Werkstätten und einem Ausstellungsraum in der Vilbeler Straße 29 ein, wo auch Heck bei zwei Gelegenheiten – 1949 und 1951 – ausstellte.