Georg Hecks Atelier im Karmeliterkloster: 1935 bis 1944

Karmeliterkloster, Frankfurt a. M., um 1935, Privatbesitz

Zerstörtes Karmeliterkloster, Frankfurt a. M., nach März 1944, Privatbesitz
1935 musste Georg Heck sein Atelier in der Städelschule aufgeben. Nach der Entlassung seines Lehrers Max Beckmann durch die NS-Machthaber war sein Verbleib in einem Atelier dort wohl nicht mehr gewünscht. Hinzu kamen Mietschulden, die er nicht begleichen konnte.
Heck berichtete in hohem Alter eine Anekdote aus jener Zeit: Mit einem Schubkarren, auf den er seine Bilder geladen habe, sei er, vertrieben aus seinem Atelier in der Städelschule, zur Untermainbrücke gezogen, wo er seinen Freund Gottfried Diehl getroffen habe, der ihm erzählt habe, dass im Karmeliterkloster ein Atelier frei geworden sei.
Die zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert errichteten Gebäude des Frankfurter Karmeliterklosters waren im 19. Jahrhundert säkularisiert worden und in städtischen Besitz übergegangen. Aufgrund der vielfältigen Nutzung, unter anderem als Kaserne und Schule, war der Gebäudekomplex Anfang des 20. Jahrhunderts in ruinösem Zustand. Nachdem der Plan, große Teile des mittelalterlichen Ensembles abzubrechen, aufgrund des Ersten Weltkrieges nicht umgesetzt wurde, beschloss die Stadt Frankfurt nach dem Krieg in einem neuen Geist die Sanierung des Klosters. Im Zuge der Renovierungsarbeiten wurden die Gebäude auch für kulturelle Zwecke genutzt. Unter anderem richtete man 1923 und 1924 in den ehemaligen Mönchszellen über dem Kreuzgang 18 Künstlerwohnungen und Ateliers ein. Dort kamen neben bildenden Künstler*innen auch Musiker*innen, Schauspieler*innen sowie etwa der Kunsthistoriker Walter Karl Zülch unter. Außerdem nutzte der Bildhauer Benno Elkan den Kreuzgang als Atelier, bevor er, der als Jude von der Verfolgung durch das Regime mit Leib und Leben betroffen war, 1934 nach London emigrierte.
Seite an Seite mit Georg Heck lebten und arbeiteten im Karmeliterkloster in den 1930er- und 1940er-Jahren sein Freund und Kollege Gottfried Diehl sowie der österreichische Künstler Josef Plenk.
Nur ein Jahr nach der Fertigstellung der Restaurierung wurden die Klostergebäude bei dem Bombenangriff vom 22. März 1944 wieder zur Ruine. Opfer der Zerstörung wurden auch die Künstlerateliers – und damit fast das gesamte Frühwerk Georg Hecks. Erneut stand der Künstler auf der Straße, packte seine Habseligkeiten auf einen Wagen und zog ihn dieses Mal – so will es die Erzählung – nach Nied in das Haus der Eltern seiner zukünftigen Frau, Elisabeth Bauer. Dort sollte er den Rest seines Lebens verbringen. Im Hausstandsbuch des Karmeliterklosters ist als Abzugsadresse allerdings nicht Nied, sondern die Frankfurter Schneckenhofstraße angegeben.
Er führte mich in den zweiten Stock, in einen schönen großen Raum mit großen Fenstern, wohlig durchwärmt von einem gußeisernen Kanonenofen. Wir saßen auf einem Podest; davor stand ein Tisch, eine Liege und ein roter, fremdartig geformter Holzsessel. Hindemith sollte darin schon gesessen haben.
Elisabeth Heck, geborene Bauer, erzählte 1988 von ihrem ersten Treffen mit ihrem späteren Mann
in dessen Atelier im Frankfurter Karmeliterkloster