Die Hamburger Künstlerbund-Ausstellung 1936

Abb. 1
Malerei und Plastik in Deutschland 1936, Katalog zur Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Hamburg 1936, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
Am 21. Juli 1936 eröffnete die Jahresausstellung des Deutschen Künstlerbundes im Hamburger Kunstverein, Neue Rabenstraße 25. Auch Georg Heck stellte auf dieser Ausstellung eines seiner Ölgemälde aus: Im Katalog ist unter der Nummer 95 eine Winterlandschaft verzeichnet.
Die Ausstellung war eine Kooperation zwischen Deutschem Künstlerbund und Hamburger Kunstverein. Die Hamburger Künstlerbund-Ausstellung war wohl die letzte nicht zensierte Ausstellung, die während der NS-Herrschaft in Deutschland einen Überblick über die zeitgenössische Kunst gab – wobei diejenigen Künstler*innen, die bereits Berufsverbot hatten, und damit alle jüdischen Künstler*innen, auch hier ausgeschlossen waren.
Seit 1935 war in Deutschland jede Ausstellung anmeldepflichtig. Auch in Hamburg inspizierten lokale NS-Verantwortliche die Schau kurz vor der Eröffnung und gaben sie nach einiger Diskussion schließlich frei. Denn die Jury und der Ausstellungsleiter, der Hamburger Maler Heinrich Stegemann, hatten bei der Auswahl der Kunstwerke durchaus Mut bewiesen. So hatten sie eine Reihe von Künstler*innen zugelassen, die bereits mit Ausstellungsverbot belegt waren, zum Beispiel Alexej von Jawlensky, Otto Dix und Erich Heckel, sowie Künstler wie etwa Max Beckmann und Oskar Schlemmer, die schon 1933 aus ihrem Lehramt entfernt worden waren. Insgesamt wurden auf der Ausstellung 249 Werke von 175 Künstler*innen präsentiert.
Eigentlich sollte die Schau zwei Monate laufen, bis zum 20. September 1936. Sie wurde aber bereits zehn Tage nach ihrer Eröffnung von den Nationalsozialisten wieder geschlossen. Zuvor war der Presse untersagt worden, über die Ausstellung zu berichten. In der Folge wurde das Gebäude des Hamburger Kunstvereins beschlagnahmt, der Vorstand ausgewechselt und der Deutsche Künstlerbund zur Auflösung aufgefordert, da die Ausstellung „jegliche Verantwortung gegenüber Volk und Reich vermissen“ ließe – so der stellvertretende Präsident der Reichskulturkammer, Adolf Ziegler.
Im August erging ein Rundschreiben an die Künstlerbund-Mitglieder mit einer Reihe von Fragen, die durchweg auf deren Stellung in der Öffentlichkeit abzielten. Die Mitglieder wurden unter anderem gefragt, in welchen Museen Bilder von ihnen aufbewahrt wurden. Es ist gut denkbar, dass die Künstlerbund-Mitglieder mit der Beantwortung dieses Fragebogens selbst dazu beitrugen, die Aktion „Entartete Kunst“ im folgenden Jahr zu unterstützen, bei der Arbeiten von Künstler*innen aus Museumsbesitz entfernt wurden, die als nicht regimekonform eingeordnet wurden. Insgesamt 115 der 175 Künstler*innen, die auf der Hamburger Schau Arbeiten präsentiert hatten, waren von Beschlagnahmungen betroffen, darunter auch Georg Heck.
Ja, in Hamburg haben wir betrübende Dinge erlebt, und wie es nun endgültig ausgeht, weiß ich immer noch nicht. Die Ausstellung, 170 Künstler etwa waren beteiligt, – ist genau genommen eine Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, nur nicht unter seinem Namen, sondern der Künstlerverein in Hamburg war der Veranstalter und ich zum künstlerischen Leiter ernannt. Acht Tage vor der Eröffnung bekommen wir Nachricht, daß man die Ausstellung vorher sehen wolle, sie wurde zwei Male besichtigt, vom Leiter der Reichskammer und auch vom Gauvertreter, – nach einigen Aufregungen auch zur Eröffnung freigegeben. Am 21. Juli war die Eröffnung, und die Ausstellung vom Publikum und von der Presse freudig, zum Teil begeistert, aufgenommen … Die eigentlichen Treiber aber ruhten nicht, […] und nach neuerlichen viermaligen Besichtigungen schloß der stellvertretende Präsident der Reichskammer, Professor Ziegler, die Schau. Warum? ‚Der größte Teil der ausgestellten Werke sind Kunst der Verfallszeit‘.
Heinrich Stegemann, 1936