Leopold Mayer/Leo Maillet
*29. März 1902 in Frankfurt a. M.
†8. März 1990 in Verscio/Tessin
Leopold Mayer, der später den Namen Leo Maillet annahm, wurde als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Frankfurt geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre schrieb er sich 1925 an der Städelschule in der Zeichenklasse von Franz Karl Delavilla ein. 1930 bis 1933 war er Schüler Max Beckmanns und hatte ein eigenes Atelier. Spätestens in der Meisterklasse Beckmanns lernte er seinen fünf Jahre älteren Kommilitonen Georg Heck kennen.
Maillet berichtete in seinen Erinnerungen von der Idee Beckmanns, mit ihm zusammenzuarbeiten: Er sollte Aquatintaflecken in eine Kupferplatte ätzen, auf die Beckmann dann in Kaltnadeltechnik seine Figuren setzen wollte. Das Projekt wurde nie realisiert. Direkt nach der Machtergreifung 1933 traf die nationalsozialistische Hetze den jüdischen Künstler: Man zwang ihn, sein Studium zu beenden, und das väterliche Geschäft wurde beschlagnahmt.
Bereits 1935 verließ Maillet Deutschland endgültig in Richtung Paris, wo er als Graphiker und Fotograf arbeitete. Seine in der Heimat verbliebenen Werke wurden, wie auch später fast alle Arbeiten aus seinem Pariser Atelier, von den Nationalsozialisten zerstört. Ab 1939 durchlief er mehrere Internierungslager, immer wieder gelang ihm die Flucht. 1942 erneut verhaftet, entkam er aus dem Zug, der ihn nach Auschwitz bringen sollte. Schließlich gelang ihm mithilfe der Résistance und falschem Pass auf den Namen Maillet 1944 die Flucht in die Schweiz. Dort führte er seine künstlerische Arbeit fort, stellte wieder international aus und erhielt 1968 die Schweizer Staatsbürgerschaft.
Ein Gedanke: Ich bin der Letzte, der in den Camion steigt! Das war mein Glück, denn als Letzter konnte ich als Erster in den Viehwagen umsteigen und mich am Türgriff halten […] bis zu dem Moment, wo ich mich mit einem Hechtsprung durch die offene Luke hinausstieß, herumwirbelte, mit dem Kopf auf die Schienen schlug und erwartete, daß der nächste Wagen meinen Kopf zermalmte. Es geschah nichts. Die obere Zahnreihe war fast ausgeschlagen, und wie sich später zeigte, wurde ich durch den Aufprall auf die Schiene am linken Auge blind.
Leo Maillet in seinen Erinnerungen