Friedrich Wilhelm Meyer

Karl Tratt: Atelierszene (Georg Heck, Karl Tratt, Marie-Louise von Motesiczky, Friedrich Wilhelm Meyer, Anna Krüger), 1928, Öl auf Leinwand, Sammlung Giersch, Frankfurt am Main
[…] Hass und Not werden immer grösser und eines Tages wird wohl mein Ahnen seine Erfüllung finden, wird nämlich das Chaos in einer entsetzlichen Gestalt vor uns allen stehen, und wird der ganzen Menschheit klar werden, dass alle vom Ungeist der Diktatoren befallen waren und alle also schuldig.
Friedrich Wilhelm Meyer in einem
Brief an Georg Heck vom 3. April 1946
*8. Juli 1900 in Sybba/Ostpreußen
†28. September 1968 in Frankfurt a. M.
Friedrich Wilhelm Meyer zog um 1902 mit seinen Eltern nach Frankfurt. 1917 endete seine glückliche Kindheit abrupt, als er nach dem Abitur in den Krieg ziehen musste und erst 1919 zurückkehrte. 1925 lernte er in der Klasse von Professor Cissarz an der Frankfurter Kunstgewerbeschule Georg Heck kennen. Wie dieser wechselte er 1928 in die Beckmann-Klasse, die er allerdings bereits ein Jahr später wieder verließ.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 bedeutete für Meyer nicht nur das Ende seiner künstlerischen Karriere, sondern auch den Beginn existenzieller Bedrohung. Denn als Mitglied der Kommunistischen Partei gehörte er zu den konsequent verfolgten Gegnern der neuen Machthaber. Insgesamt viermal wurde er von der Gestapo verhaftet und schwer misshandelt, erstmals im Herbst 1933. In dieser Zeit unterstützte ihn Lilly von Schnitzler, die zwei seiner Arbeiten kaufte und die Patenschaft seiner Tochter Lucie übernahm. 1936 heiratete Meyer, seine Kinder kamen 1937 (Lucie) und 1938 (Lutz) zur Welt. 1939 erlebte das Ehepaar Meyer einen traumatischen Schicksalsschlag: Kurz nacheinander starben beide Kinder unter ungeklärten Umständen im Clementine Kinderhospital in Frankfurt.
1942 zogen sich Meyer und seine Frau in den Schwarzwald zurück. Dort malte er weiterhin mutige Bilder, deren Titel, so etwa Hitlers Europazirkus, bereits bezeugen, dass seine politische Stellungnahme ungebrochen war. Zu seinem Freund Georg Heck stand er damals in Briefkontakt, ein Besuch wurde zumindest geplant.
Nach dem Krieg war Meyer weiterhin künstlerisch tätig, allerdings ohne größere öffentliche Beachtung. Dies hatte in Zeiten des Kalten Krieges wohl auch mit seiner politischen Überzeugung zu tun. Kurz vor seinem Tod nahm er den Aufbruch der Neuen Linken in der 68er-Bewegung noch sehr bewusst wahr.