Rückzugsort mit wenig Raum: Hecks Wohnhaus in Nied

Abb. 1
Frankfurt-Nied, Ansichtskarte, Privatbesitz
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Zerstörung seines Ateliers im Karmeliterkloster ebenso wie zahlreicher Werke fand Georg Heck im Frankfurter Stadtteil Nied eine neue Heimat. Er zog mit in das Elternhaus seiner späteren Frau Maria Elisabeth Bauer, die er 1936 durch ein Zeitungsinserat kennengelernt hatte und 1946 heiratete.
Bereits 1944, bevor er kurz vor Kriegsende doch noch an die Front nach Ungarn berufen wurde, hatte Heck hier Zuflucht gesucht, wie sich Elisabeth später erinnerte: „Die Altstadt und das Karmeliterkloster brannten. Ich sah ein Flammenmeer. Am nächsten Morgen stand Schorsch vor unserem Tor, rauchgeschwärzt, die Augenwimpern und Haare versengt, seine Kleider zerrissen. Voller Verwirrung. Ein menschliches Wrack.“
Elisabeth stammte aus Nied, das zur Zeit ihrer Geburt 1904 noch eine eigenständige Gemeinde war. Ihr Vater war Gründer und Inhaber der Druckerei Constantin Bauer, die zugleich die ab 1902 erscheinende Nieder Zeitung verlegte. In der Zwischenkriegszeit war der Ort insbesondere geprägt durch den Bau der Eisenbahnersiedlung und den Zuzug zahlreicher Mitarbeiter der preußischen Staatseisenbahnen. Erst 1928 wurde Nied als einer der westlichen Stadtteile zu Frankfurt eingemeindet.
Die Verhältnisse im Wohn- und Geschäftshaus in der Kehreinstraße 32 werden von Zeitzeugen und Weggefährten sowie in Gesprächen mit dem Ehepaar Heck selbst übereinstimmend als äußerst bescheiden und beengt geschildert.
Daher bewarb sich Heck bereits im November 1945, also kurz nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft, beim Wohnungsamt der Stadt Frankfurt um ein Atelier, um seinen „beruflichen Anforderungen wieder gerecht zu werden“. Dieser Versuch, einen adäquaten Arbeitsraum zu finden, schlug jedoch fehl, und so arrangierte sich der Künstler in einem kleinen Zimmer von – so heißt es in den anschaulichen Schilderungen – „vielleicht 10 Quadratmetern“. Auch der zum Haus gehörige Hof war „sehr verwinkelt“ und darüber hinaus bevölkert von „zig Katzen“. Dem künstlerischen Schaffen Hecks taten diese recht widrigen Bedingungen letztlich aber keinen Abbruch.
Heck selbst wirkte gegen die alteingesessenen Einwohner im noch eher dörflichen Nied wie ein „Exot“; er stand „außerhalb dessen, was […] damals herrschte“ – so erinnert sich ein Zeitzeuge im Interview. Dennoch gelang es ihm, dort nicht wenige Anhänger und Bewunderer seiner Kunst zu finden, die ihn unter anderem ab 1980 durch Ausstellungsmöglichkeiten in der Kirchengemeinde Sankt Markus unterstützten.
So machte ich mich auf den Weg. Und ich traf nicht nur zwei ältere, liebenswürdige Menschen, Georg und Elisabeth Heck, sondern ich trat in eine Welt. Diese Welt hatte in dem Haus in der Kehreinstraße ihren Rahmen, in den vielen Bildern ihre Weite.
Friedhelm Mennekes erinnert sich an seinen ersten Besuch bei Georg Heck