Karl Tratt

Kat. 003
Georg Heck: Karl Tratt, 1936 [?], Öl auf Leinwand, Sammlung Christina und Volker Huber
*15. Dezember 1900 in Sindlingen
†16. Dezember 1937 in Frankfurt a. M.
Karl Tratt war ein enger Freund von Georg Heck und Kommilitone in der Beckmann-Klasse. Wie Heck kam Tratt aus kleinen Verhältnissen, er wuchs im Frankfurter Arbeitervorort Sindlingen auf. Nach einer Weißbinderlehre schrieb er sich 1924 an der Kunstgewerbeschule in Frankfurt ein und wechselte bereits 1926 in die gerade gegründete Meisterklasse von Max Beckmann, in die zwei Jahre später auch Georg Heck aufgenommen wurde. Besonders eng scheint er mit Marie-Louise von Motesiczky befreundet gewesen zu sein, die er in seinen Briefen liebevoll „Mein Piezchen“ nannte.
Ab 1930 begann Tratt eine auch überregionale Ausstellungstätigkeit und zeigte Arbeiten in Stuttgart, Berlin, Frankfurt und wahrscheinlich sogar in Paris. Als er 1933 im Frankfurter Kunstverein unter anderem sein heute verschollenes Selbstbildnis mit weißer Bluse ausstellte, wurde ihm von mehreren Zeitungen bescheinigt, dass er langsam aus dem übermächtigen Schatten seines Lehrers Beckmann heraustrete und zu einer selbstständigen Gestaltung finde. Gleichzeitig entzündete sich hier aber auch die nationalsozialistische Polemik. Die Stimmung heizte sich so auf, dass die Ausstellung, auf der auch Arbeiten Hecks präsentiert wurden, vorzeitig schließen musste.
1933 bedeutete für die gerade erst begonnene Karriere Tratts das Ende. Das Verdikt der „Entarteten Kunst“ traf ihn hart. Sein persönliches Schicksal aber besiegelte 1934 die Diagnose einer Tuberkulose, an der er nur drei Jahre später verstarb.
Es war einer der sensibelsten, ich möchte sagen, sogar ästhetischsten Menschen, die mir je untergekommen sind, […]. Fast wäre er ein Prinz gewesen hätte man gesagt.
Marie-Louise von Motesiczky über ihren Freund Karl Tratt