Vandalismus an Werken Georg Hecks in der Goethe-Universität Frankfurt
Im Juni 2009 gingen Studierende und Schüler*innen im Rahmen eines Bildungsstreiks auf die Straßen. Trotz medialer Aufmerksamkeit wurden ihre Forderungen kaum durchgesetzt. So kam es Ende des Jahres an deutschen und europäischen Hochschulen zu deutlich verschärften Studierendenprotesten. Dabei besetzten die Streikenden Hörsäle und ganze Hochschulgebäude dauerhaft. Auf diese Weise wollte man sich mit den Forderungen solidarisieren und einen Dialog erzwingen. Angestrebt wurden unter anderem Reformen des Bologna-Prozesses, Verbesserungen der Lehrbedingungen, die Abschaffung sämtlicher Bildungsgebühren sowie mehr Mitspracherecht.
Auch Studierende der Goethe-Universität Frankfurt nahmen an diesen Protesten teil. Am Abend des 30. November 2009 besetzten sie das Anfang der 1930er-Jahre errichtete Casino des IG-Farben-Hauses. Das Gebäude gehört seit 2001 zur Universität; im Casino sind Seminar- und Veranstaltungsräume sowie die Mensa untergebracht.
Im ersten Obergeschoss des Gebäudes waren mehrere Holzschnitte Georg Hecks ausgestellt, Leihgaben des Kulturkreis Georg Heck e. V. Die Ausstellung der Werke Hecks zeigte seine besondere Verbindung zum Standort, denn dort schuf er durch Vermittlung des Ehepaars von Schnitzler vor dem Zweiten Weltkrieg ein Wandbild.
Von den Streikenden waren rund 70 Workshops und Veranstaltungen geplant. Die Lage eskalierte allerdings, als Graffitis und Bemalungen auf Universitätseigentum entdeckt wurden. Betroffen waren unter anderem Kunstwerke sowie historische Parkettböden und Vertäfelungen. Auch die Verglasung und Rahmen der Holzschnitte Hecks wurden beschädigt, die Informationstafel zum Künstler teilweise geschwärzt. Selbst die Wände um die Holzschnitte herum besprühte und beschmierte man wüst. So schlug etwa ein auf eines der Werke gerichteter Pfeil eine Preisfindung von „500 €“ vor.
Professor Jochen Sander vom Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität wertete diesen Vandalismus als symbolische Verletzung, Provokation und Diskreditierung des Ausstellungsortes Universität – wobei dies wohl die Taten einiger weniger waren.
Die Sachschäden wurden der Universität gemeldet, und ein Gutachter schätzte sie auf einen sechsstelligen Betrag. Versuche seitens der Universitätsleitung, mit den Streikenden ins Gespräch zu kommen, scheiterten. So machte sie am 2. Dezember 2009 von ihrem Hausrecht Gebrauch und ließ die Besetzer gegen 19 Uhr unter Polizeieinsatz aus dem Casino-Gebäude entfernen. So sollten weitere Schäden vermieden werden.
Der Vandalismus, besonders an den Graphiken Georg Hecks, machte viele der Protestierenden betroffen, und sie distanzierten sich von den Randalierern: „Das ist kein Streik, das ist keine Meinungsäußerung, das ist Vandalismus, das ist kriminell, das ist nicht zu tolerieren!“