Progressiver Ausstellungsraum: Zimmergalerie Franck

Einladungskarte und Programm der Zimmergalerie Franck, Frankfurt a. M., 1950, Privatbesitz
Aus Anlaß des einjährigen Bestehens sind Holzschnitte und Aquarelle von Georg Heck in den beiden Räumen aufgehängt. [...] Gehört doch dieser Maler zu den stärksten künstlerischen Begabungen in Frankfurt. [...] Zu tragischer Größe erhebt er sich im Triptychon Der Tränenfluß des Leids (Klagende, Letzte Station, Der Deuter).
Dr. Günther Herzberg,
Zimmergalerie besteht ein Jahr.
Neue Bilder von Georg Heck,
unbezeichneter Zeitungsartikel [1950],
Privatbesitz
In der Aufbruchstimmung der Nachkriegsjahre war Klaus Franck einer der Protagonisten, die sich in Frankfurt um Ausstellungsmöglichkeiten für zeitgenössische Künstler bemühten. Franck, von Haus aus Versicherungsangestellter, stellte ab Juni 1949 seine Privatwohnung in der Böhmerstraße 7 im Westend zur Verfügung. Ab 1954 wohnte er in der Vilbeler Straße 29, und die Zimmergalerie zog mit ihm um. 1961 schließlich musste er seine Aktivitäten einstellen, vor allem aus finanziellen Erwägungen.
An der Gründungsausstellung war, gemeinsam mit sechs weiteren Künstler*innen, darunter Erich Martin, auch Georg Heck beteiligt. Zudem soll er bei den Gesprächen, die letztlich in die Gründung der Galerie mündeten – den Erinnerungen des Malers Siegfried Reich an der Stolpe zufolge –, bereits zugegen gewesen sein. Zusammen mit den Künstlerkolleg*innen Martin, Bernard Schultze, Heinz Kreutz und Louise Rösler wurde „debattiert und argumentiert“ und man setzte sich „über die Richtung auseinander“.
Anders als das Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath präsentierte die Zimmergalerie Franck neueste, vor allem abstrakte Kunst. Dabei war nicht eine bestimmte Kunstrichtung entscheidend, sondern der Fokus lag auf der Qualität der ausgestellten Werke und darauf, eine große Bandbreite zeitgenössischen Kunstschaffens abzubilden. Insbesondere für die Entwicklung des deutschen Informel leistete die Zimmergalerie Entscheidendes – ist sie doch als Entstehungsort der Künstlergruppe Quadriga (bestehend aus Otto Greis, Karl Otto Götz, Heinz Kreutz und Bernard Schultze) bekannt geworden.
Neben den regelmäßigen Ausstellungen fanden in der Zimmergalerie Diskussionsabende und Vorträge über verschiedene Kunstthemen, modernen Tanz oder Jazz statt. So avancierte Klaus Francks Wohnung bald zum Treffpunkt für Kunstinteressierte wie Kunstschaffende aus der gesamten Region und darüber hinaus.
Zu ihrem einjährigen Bestehen würdigte die Zimmergalerie Heck im Juni 1950 mit einer Einzelausstellung: Gezeigt wurden Aquarelle und Holzschnitte aus den letzten drei Jahren. Der Einladung lag ein Originalholzschnitt bei.
Besonderes Interesse bei Publikum und Presse weckte dabei das im selben Jahr entstandene Triptychon Der Tränenfluß des Leids (Klagende, Letzte Station, Der Deuter). In diesem ausdrucksstarken Holzschnitt illustrierte Heck, so einer von zahlreichen Artikeln zur Ausstellung, „den Aufstieg des Menschen vom passiven Leiden zur geistigen Deutung“. Damit widmete er sich elementaren Fragen des menschlichen Daseins, mehr noch als persönlichem Schicksal.