Georg Heck im Zweiten Weltkrieg

Georg Heck: Selbstbildnis, 1944, Tusche auf Papier, Kulturkreis Georg Heck e. V.
Die Erlebnisse des Krieges waren deprimierend. Als ich 1945 aus Ungarn zurückkam, mußte ich buchstäblich mit nichts anfangen: ohne Papier, ohne Bleistift. Damals wollte ich sogar alte Ölbilder abkratzen, nur um Material für neue zu haben. Und ich mußte mich selbst zwingen, etwas Neues zu beginnen. Aber ich hatte Zuversicht, – das war alles. Ohne diese Zuversicht hätte ich nicht schaffen können – und ohne die Liebe zur Kunst.
Georg Heck, 1980
Am 1. September 1939 begann mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Georg Heck, damals 42 Jahre alt, erlebte diesen Tag im Schwarzwald, wo er sich zusammen mit Elisabeth Bauer, seiner späteren Frau, aufhielt. Zwar wurde er einberufen, musste seinen Dienst aber zunächst aufgrund verschiedener glücklicher Umstände nicht antreten.
Unter dem Eindruck des Krieges schuf Heck bereits 1940 eine Reihe von sechs Tuschezeichnungen mit dem Titel Eine Vision, die die Vernichtung als Schreckensvision vor Augen führen. Hecks pazifistische Einstellung wundert nicht, hatte er doch als junger Mann bereits den Horror des Ersten Weltkrieges mitgemacht. Die Serie wurde 1948 von der Städtischen Galerie Frankfurt angekauft und wird bis heute in der Graphischen Sammlung im Städel Museum aufbewahrt. Eine dieser Zeichnungen zeigt eine riesige, mit Dolch und Flammenwerfer bewaffnete und von einer Schlange begleitete Figur, die über am Boden liegende Menschen hinweg- auf den Betrachter zuläuft und in ihrer Ausdruckskraft an eines der ersten Antikriegsbilder überhaupt, an den Koloss von Francisco de Goya, erinnert. Das wohl letzte Bild der Reihe zeigt eine am Boden liegende, betrauerte Figur, ähnlich einer Grablege Christi, die von einer Vielzahl von Kreuzen umgeben ist.
Am 20. April 1942 wurde Heck zum Luftschutzdienst einberufen und machte eine Ausbildung zum Sanitäter. Ab 1943 arbeitete er in Frankfurt im Feuerlösch- und Entgiftungsdienst und musste Asphaltarbeiten ableisten. Am 18. und 22. März 1944 erfolgten die beiden Luftangriffe, die den mittelalterlichen Kern der Frankfurter Innenstadt völlig zerstörten. Der zweite Angriff traf unter anderem das Karmeliterkloster und vernichtete Hecks dortiges Atelier mit seinem gesamten Besitz und großen Teilen seines künstlerischen Werkes. Brennende Häuser, getötete und verängstigte Menschen – all das wurde nun auch in Frankfurt Realität.
Ein beeindruckendes Selbstporträt aus dieser Zeit zeigt ihn in Uniform. Der Bildausschnitt ist eng um seinen Kopf gelegt. Die dramatische Lichtführung lässt nur seine Stirn und Teile seiner Augen aufleuchten, während der Rest des ernsten Gesichtes mit dunklen Strichlagen bedeckt ist und sich kaum mehr vom Hintergrund abhebt. So scheint der Künstler in seiner Selbstdarstellung die vernichtende Macht des Krieges zu versinnbildlichen.
Im Februar 1945 wurde Heck mit seiner Einheit nach Ungarn versetzt, wo er unter anderem als Kartenzeichner tätig war. Nach Kriegsende im Mai 1945 kam er in englische Gefangenschaft und war zeitweise in Italien interniert. Erst im November kehrte er nach Frankfurt zurück. Damals zog er in das Haus der Eltern seiner langjährigen Freundin, Kehreinstraße 32, Frankfurt-Nied, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Am 25. Februar 1946 heirateten Georg Heck und Elisabeth Bauer.